Erstellt am: 28.01.2011 15:14
Von: Vikar Dr. Sönke Finnern, Backnang


Stromausfall!

Unfreiwillig im Finsteren sitzen - nicht nur beim Hochwasser...


Kennen Sie das: Man sitzt gemütlich in der Wohnung und plötzlich geht das Licht aus? Es ist Stromausfall – das haben manche von uns gerade erst vor kurzem beim Hochwasser erlebt. Mehrere Trafostationen mussten abgeschaltet werden, es gab stundenlang keinen Strom. Zum Glück ist dies nur eine Ausnahme: Statistisch gesehen, haben wir in Deutschland nur etwa 18 Minuten pro Jahr Stromausfall. Es ist sozusagen eine Ur-Erfahrung des Menschen: unfreiwillig im Finstern sitzen. Ohne Strom, ohne Kerze, ohne Öllampe oder wenig­stens ohne Brenn­holz sieht es schlecht aus. Das Matthäusevangelium greift diese Erfahrung auf, wenn es von Menschen spricht, die im Finstern sitzen: „… das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen“ (Matthäus 4,16). Matthäus meint hier kein bestimmtes Volk, sondern die ganze Welt – alle Menschen, denen ein Licht aufgeht. Denn die Bibel weiß: Selbst wenn das Licht an ist, können wir trotzdem im Finstern sitzen. In persönlicher Traurigkeit und Trauer oder in besonderen Notsitua­tionen. Im Kampf gegen dunkle Seiten in uns selbst. Im Konflikt mit dem Partner, mit Eltern, Geschwistern oder Kindern. Und auch ein ganzes Volk kann im Finstern sitzen, wenn in der Wirtschaft die Frage nach moralischem Handeln systematisch ausgeblen­det wird. Ein Volk kann im Finstern sitzen, wenn man sich nicht mehr grüßt und beachtet. Ein Volk kann im Finstern sitzen, wenn die Zehn Gebote und die anderen heilsamen Regeln Gottes für unser Leben vergessen werden. „Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen.“ Matthäus zitiert hier den Propheten Jesaja und stellt heraus: das große Licht ist Jesus, der zu den Menschen kommt. „Ich bin das Licht der Welt“, sagt Jesus einmal. Das Licht ist wohl kaum unsere eigene Ver­nunft, wie seit der Aufklärung gerne behauptet wird. Die menschliche Vernunft kann auch in die Irre führen. Nein, der Glaube an das „große Licht“ macht eher bescheiden: Gegen ihn sind selbst helle Köpfe nur kleine Leuchten. Jesus macht das Finstere hell. Er ist das Licht am Ende des Tunnels, dem wir entgegen gehen. Aber nicht nur in der Zukunft, auch in der Gegenwart ist er für uns da. In Psalm 23 heißt es: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Lassen Sie uns auch im neuen Jahr Jesus als dem guten Hirten ver­trauen. Denn wer mit ihm die Finsternis durch­wan­dert, bleibt nicht in ihr sitzen! Vikar Dr. Sönke Finnern, Stiftskirche Backnang

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