Erstellt am: 02.05.2013 20:05
Von: Pfr. Achim Fürniss, Backnang


Ich kann nicht singen

Gedanken zum Sonntag Kantate und Rogate...


"Ich kann nicht singen" sagen viele und bleiben lieber stumm. Kaum noch jemand singt heute mit, wenn Lieder gesungen werden. Wir lassen andere singen, im Radio oder auf meinem MP3-Player und lauschen lieber ihrer Stimme mit dem obligatorischen Stöpsel im Ohr. Das Singen ist aus der Mode gekommen, so scheint es. Oft kennen wir nur noch die erste Zeile eines Songs. Manchmal verstehen wir nicht einmal mehr den Text,  - auf Englisch. Singen scheint überflüssig geworden zu sein in einer Zeit, in der uns elekronische Medien Stimmen in höchster Perfektion vorspielen.
Doch manchmal singen auch wir, unter der Dusche, beim Fußball oder zusammen mit Freunden nach einem Glas Bier. Denn Singen befreit, lässt unserer Seele freien Lauf. Es ist schön, seine Stimmung einfach so heraus zu lassen. Und noch schöner ist es gemeinsam zu singen. Wenn unsere Stimmen sich treffen, zusammen erklingen, sich überschlagen.
Ich gebe zu, ich singe gerne und ich freue mich auf das Proben-Wochenende mit meinem Chor. Singen gehört zum Leben dazu. In der Bibel ist immer wieder die Rede davon: Der Psalm 150 lobt Gott mit allen Instrumenten und "alles, was Odem hat, lobe den Herrn!". Die ganze Schöpfung gleicht einem Lobgesang (Psalm 148). Unseren Dank, unseren Lob und alles, was uns bewegt legen wir in das Loblied an unseren Herrn: "Singt ihm ein neues Lied, spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall" (Psalm 33). Wir dürfen selbst dann noch singen, wenn uns gar nicht zum Singen zumute ist: Denn dann verwandelt Gott unsere Klage in Freude (Psalm 30, 12-13).
Das Singen gehört seit der Reformation zu einem ganz wichtigen Teil unseres kirchlichen Lebens. Es inspiriert unser Leben, schenkt uns Fröhlichkeit und Gelassenheit. Gemeinsam dürfen wir erfahren wie Singen verbindet und uns der Hoffnung auf die Zukunft versichert, die uns Gott zugesagt hat in seinen Liedern. Die Sonntage nach Ostern bringen diese Zuversicht zum Ausdruck: Jubilate (losingt), Kantate (singt), Rogate (betet) und Exaudi (hört) laden zum Lobgesang ein. Wer nicht mehr singen kann versteht die Sprache der Seele nicht. Wie sagte der Geiger Yehudi Menuhin einmal so schön: "Singen ist die Muttersprache der Menschheit."

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