Erstellt am: 16.09.2011 16:42
Von: Achim Fürniss, Pfarrer für RU, Backnang


Irren ist menschlich...

vom barmherzigen Umgang mit Fehlern


Geben wir's zu, irren ist menschlich und jeder macht mal einen Fehler. Doch nicht jeder Fehler ist erlaubt. Es gibt Lebensbereiche, in denen keine Fehler vorkommen dürfen: in einem Atomkraftwerk, bei einer Operation oder bei einem Notfall. Doch jeder Krisenmanager weiß, Fehler lassen sich auch in sensiblen Bereichen nicht gänzlich vermeiden. Wir müssen also weiter mit Fehlern rechnen. Aber auch in vielen anderen Bereichen erheben wir den Anspruch, keine Fehler zu machen. Wir sind geradezu darauf bedacht, möglichst perfekt zu sein. Der Druck, den wir uns dabei selbst machen ist oft nicht weniger groß als der, der von außen kommt. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben, im Beruf, in der Öffentlichkeit und eigentlich auch nicht im privaten Umfeld. Dabei verschwenden wir nach dem Pareto-Prinzip oft 80 Prozent unserer Energie darauf, die restlichen 20 Prozent unserer Tätigkeit zu verbessern. Es wird von uns erwartet, dass wir perfekt funktionieren – auch da wo Fehler unvermeidbar sind und eigentlich schon mit einkalkuliert werden müssten. Doch immer wieder erlebe ich, wie wenig wir mit Fehlern umgehen können, den eigenen und denen der anderen. Was immer auch passiert, der Schuldige ist schnell gefunden – auch wenn meist mehrere Faktoren zusammen kommen müssen, wenn irgendetwas schief geht. Wir sollen wir also mit Fehlern umgehen? „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist“, sagt Jesus (Lukas 6,36). Ein bisschen mehr Barmherzigkeit kann also auch bei der Betrachtung unserer Fehler – und noch mehr der Fehler der Anderen – nicht schaden. Barmherzigkeit macht das Geschehene nicht ungeschehen. Auch entbindet sie uns nicht von der Verantwortung für unser Tun. Aber sie schaut über die Sache hinweg auf die Menschen, die dabei betroffen sind. Wie werden andere auf meine Kritik reagieren? Wie viel Tadel ist angemessen ohne andere zu verletzen? Was kann und darf ich Menschen zumuten? Am schwierigsten ist es, mit sich selbst barmherzig zu sein. Warum darf ich mir selbst nicht zugestehen, was ich bei anderen tolerieren würde? Sind wir also barmherzig mit uns selbst und den Anderen. Irren ist menschlich – werden wir also Mensch, nicht mehr und nicht weniger.

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