Erstellt am: 29.01.2009 11:39
Von: Pfr. z.A. Klaus Anthes, Backnang


Stell dir vor...

Adresse Deutschland, Europa, Nordhalbkugel, Erde, Sonnensystem, Milchstraße, Weltall, Geist Gottes...


„Stell dir vor, ich habe vielleicht einen merkwürdigen Brief bekommen. Auf der Adresse stand: Rebekka Maier, Pfälzer Straße 27, 50677 Köln.“ „Was ist denn daran so komisch?“ „Warte, es ist eben noch nicht zu Ende. Die Adresse war noch viel länger: Deutschland, Europa, Nordhalbkugel, Erde, Sonnensystem, Milchstraße, Weltall, Geist Gottes.“ „Was du nicht sagst.“ „Und der Postbote hat den Brief trotzdem gebracht.“ Kinder spielen gerne das Spiel mit der langen Adresse. Sie treibt die Neugier, hinter den eigenen Horizont zu gucken. Das Spiel ist aber auch für Erwachsene interessant und beschäftigt nicht nur Kosmologen. Wo sind wir? Längst wissen wir, dass die Erde nicht im Zentrum des Weltalls steht und die Sonne sich nicht um die Erde dreht. Diese Erkenntnis war für die Menschen am Übergang zur Neuzeit so kränkend, dass es Jahrhunderte brauchte, bis sie Allgemeingut wurde. Weder der Planet Erde noch der einzelne Mensch stehen im Zentrum des Alls. Der Blick zu den Sternen mit Hilfe moderner Teleskope und Fotoapparate zeigt immer deutlicher, dass unser Sonnensystem und unsere Erde kein besonderer Ort im weiten Weltall sind. Das zu begreifen, kann erschütternd sein. Universal betrachtet spielt das einzelne Leben definitiv keine Rolle. Aber das Spiel mit der langen Adresse kann auch zum Staunen anregen: welch eine Oase des Lebens ist doch die Erde in den Tiefen des Alls. Fasziniert vom Blick zu den Sternen ist auch der Beter von Psalm 8 in der Bibel. Er ruft zu Gott: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Zwar hat der Psalmist keine moderne Vorstellung von Erde und All, aber dennoch ist sein Gebet aktuell. Der Blick zu den Sternen lehrt Christen nicht das Fürchten, sondern Ehrfurcht vor Gott und Staunen, wie groß seine Liebe ist. Wo immer ich auch bin, wie auch immer meine Adresse lauten wird, ich habe einen Gott, der meiner gedenkt und der sich meines Lebens annimmt. Pfarrer z.A. Klaus Anthes

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