Erstellt am: 11.02.2009 14:48
Von: Manfred Zoll, Diakon Kirche Unterwegs


Ich habe einen Traum...

...einen richtig großen! Und möchte nicht aufhören zu träumen.


Kinder haben Träume! Und dabei strahlen ihre Augen: „Ich wünsche mir …!“ Sie träumen von Glück, Liebe, Geborgenheit, von großen Abenteuern, gefährlichen Kämpfen, mutigen Helden und spannenden Reisen auf ferne Inseln – und manchmal träumen sie auch von einem neuen Piratenschiff zum Geburtstag. Sie erzählen Geschichten, die sie ganz echt geträumt haben, so real, als hätten sie alles selbst erlebt. Die Phantasie kennt nur eine Grenze: Spätestens mit der ersten Klasse beginnt der Ernst des Lebens. Manche Kinder bewahren sich Träume. Durch ihre Kindheit und Jugendzeit hindurch. Manche Kinderträume wandeln sich in verrückte Jugendträume. Wenn dann aber wirklich der Ernst des Lebens kommt? Dann lockt neben dem Traumberuf das Traumauto, die Traumfrau – oder der Traummann. Leider sind für viele diese Träume viel zu schnell ausgeträumt und werden begraben. Statistiken zeigen nüchtern, wie viele Traumhochzeiten geschieden werden. Dabei gerät dann häufig das Traumhaus unter den Hammer. Und so sind schon viele Träume geplatzt. Schade eigentlich. Nun verlieren die einst traumhaft strahlenden Augen ihren Glanz, werden matt und müde. Warum eigentlich? Haben wir Erwachsenen keinen Stoff zum Träumen? Was ist denn mit unserer Sehnsucht und Phantasie? Ist alles dem Trott, der Struktur und Routine gewichen? Ich gestehe, ich habe einen richtig großen Traum: „Vater unser im Himmel! Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldnern …“ Diese Worte wecken den Traum in mir, dass Gott uns nahe kommt in seiner Liebe und sein Wille geschieht, der Gerechtigkeit für alle Menschen vorsieht. Ich träume davon, dass alle Menschen das Nötige zum Leben haben – und höre nicht auf zu hoffen, dass auch die Mächtigen anfangen, auf ihr Volk zu achten, dass auch die Wohlhabenden ihr Kapital und Know How investieren in Projekte, die eine Gesellschaft fit für die Zukunft machen und nicht nur in Projekte mit (alp-)traumhafter Rendite. Ich träume davon, dass Menschen versöhnt und befreit miteinander leben und einander begegnen als Gottes Kinder, weil sie die Vergebung Gottes für sich in Anspruch nehmen. Ich möchte nicht aufhören dieses Gebet zu sprechen und diesen Traum zu träumen; auch wenn manche abfällig sagen: „Träumer!“ Aber, so frage ich zurück: Was verliere ich denn, wenn ich diesen Traum weiter träume und versuche ihn zu leben? Was gewinne ich, wenn ich statt zu träumen einstimme in das allgemeine Klagen und Jammern? Ich träume gerne und baue auf die Nähe Gottes, die aus einem Traum eine unbezwingbar starke Hoffnung macht.

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