Erstellt am: 02.03.2009 15:33
Von: Pfr. Thomas Mann, Stiftskirche Backnang


Ein Ire im Himmel

Humor ist eine großartige Gabe Gottes.


Einmal starb ein Ire ganz plötzlich. Nun stand er vor Jesus Christus. Der musste entscheiden, ob dieser in den Himmel kommt oder nicht. Eine ganze Reihe Leute waren vor dem Iren an der Reihe. Er bekam genau mit, was die Einzelnen vorzuweisen hatten und wie Jesus entschied: Er schlug in einem dicken Buch nach und sagte zu dem Ersten: „Da steht: Ich hatte Hunger und du hast mir zu essen gegeben. Bravo, ab in den Himmel!“ Zum Zweiten sagte er: „Ich hatte Durst und du hast mir zu trinken gegeben!“ Und zum Dritten: „Ich war krank und du hast mich besucht! Bravo, ab in den Himmel, ihr beiden!“ Bei jeder Aussage betrieb der Ire bei sich selbst Gewissenserforschung und immer kam ihm das Zittern. Dann war er auch schon an der Reihe. Jesus blätterte in seinem Buch, blickte schließlich auf und sagte: „Da steht nicht viel geschrieben, aber etwas hast du auch getan. Hier steht: Ich war traurig, enttäuscht, niedergeschlagen – und du bist gekommen und hast mir Witze erzählt. Du hast mich zum Lachen gebracht und mir Mut gegeben. Ab in den Himmel!“ Und der Ire machte einen Freudensprung durchs Himmelstor. Diese kleine, politisch so herrlich unkorrekte Geschichte sagt mir: Humor ist eine großartige Gabe Gottes. Lachen und der christliche Glaube – das ist kein Widerspruch, sondern im Gegenteil: Sie ergänzen sich auf oft wunderbare Weise. Wer wirklich spürt, dass er von Gott angenommen und geliebt ist, der braucht sich selber nicht mehr so ernst zu nehmen und hat gut Lachen. Was natürlich nicht heißen soll, dass man ein Komiker oder Kabarettist sein muss, um seinen Glauben überzeugend zu leben. Aber der Umkehrschluss stimmt eben genauso wenig. Der Entertainer Heinz Schenk wurde einmal in einem Interview von Johannes B. Kerner gefragt, was ihm im Krieg mehr geholfen habe, sein Humor oder sein Glaube. Darauf der Komiker: „Sicher der Humor – sonst hätte ich vielleicht dran glauben müssen!“ Glaube und Lebensfreude haben sehr viel miteinander zu tun. Auch wenn Jesus in der Bibel nicht als Lachender gezeigt wird, so ist sein Reden und Handeln dennoch keine Droh-, sondern Frohbotschaft für alle, denen es nicht gut geht: „Selig seid ihr“ ruft er einmal aus, „die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen“ (Lk 6,21b). Pfarrer Thomas Mann, Stiftskirche Backnang

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