Erstellt am: 21.02.2012 18:32
Von: Pfr. Albrecht Häcker, Allmersbach im Tal


Die Kälte lässt langsam nach

- doch wie steht es mit der Kälte der Herzen?


Die Kälte lässt nach. Langsam steigen die Temperaturen wieder über die Null-Grad-Grenze. Manch einer atmet tief durch, spürt die Luft freier durch die Nase in die Lunge fließen. Und freut sich, dass auch die Rutschgefahr geringer wird. Die vergangenen Wochen mit ihrer allzu frostigen Frische haben manche Menschen an den Rand gebracht: an den Rand ihrer Nerven, ihrer Gesundheit, teilweise sogar ihres Lebens. Die Zahlen der Obdachlosen, die nicht nur in Osteuropa der Kältewelle zum Opfer gefallen sind, lassen erschrecken. Wer hätte das im Jahr 2012 in Europa noch für möglich gehalten? Ich ehrlich gesagt in diesem Ausmaß nicht. Die Kälte lässt also nach, zumindest auf dem Thermometer. Ob damit aber auch jener Frost auftaut, der Herzen gefrieren lässt? Nicht nur das Schicksal obdachloser Mitmenschen lässt mich ahnen, dass viele Zeitgenossen innerlich erkaltet sind. Wohl allen, die in ihrer Not Hilfe und Unterkunft gefunden haben. Wehe aber jenen, die an der inneren Ablehnung ihres Umfelds ebenso wie an der äußeren Kälte zerbrechen. Dazu ist nicht einmal ein frostiger Winter nötig, denn kaltes, abweisendes Verhalten gibt es das ganze Jahr über, selbst bei 40 Grad im Schatten. Schon die Bibel kennt eine innere Kälte, die sogar im tropischen Umfeld unter Menschen herrscht und das Leben erkalten lässt. In eindrücklichen Bildern versucht sie, diese Kälte aufzubrechen und Menschen mit dem Geist der Nächstenliebe zu erwärmen. „Was ihr meinen geringsten Schwestern und Brüdern getan habt, habt ihr mir getan“ sagt Jesus einmal, nachdem er verschiedene Beispiele menschlicher Hilfe oder auch Nicht-Hilfe genannt hatte. Seine Worte sind bis heute erhalten und aktuell. Sie können, wo sie ernst genommen und im eigenen Verhalten umgesetzt werden, jene innere Kälte auftauen, die viel zu oft menschliche Beziehungen einfriert. Ich geb die Hoffnung nicht auf. Vielleicht tritt ja auch auf dem Gebiet der Mitmenschlichkeit noch Besserung ein, und es kann Entwarnung gegeben werden: Die Kälte lässt nach!

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