Erstellt am: 05.07.2012 17:00
Von: Diakon Manfred Zoll. Weissach im Tal.


Wer nicht fragt bleibt dumm

Es darf heutzutage ja alles in Frage gestellt werden und manchmal bleibt kein Stein auf dem anderen.


Es darf heutzutage ja alles in Frage gestellt werden und manchmal bleibt kein Stein auf dem anderen. Doch es gibt Leute, die behaupten: „Der Ball ist eckig“ (nicht vom Draufsitzen) und dann ist das so! Wehe, es wagt jemand, an dieser sichern Meinung zu rütteln.
Oder Mobilität über alles – auch so ein Tabu; und so fährt man halt mit dem Auto die hundertfünfzig Meter zum Metzger oder zum Gesangverein – auch wenn die Vögel zwitschern und Regenwolken ferner sind als der Mars. Geht nicht anders. Hat man schon immer so gemacht.
Wer Tabus anfragt, wird schnell für dumm erklärt: „Weiß doch jedes Kind! Ist doch sonnenklar! So eine dumme Frage!“
Fragen darf man. Aber Selbstverständlichkeiten in Frage stellen, das grenzt an Majestätsbeleidigung. Was folgt daraus? Wer nicht fragt, wird stumm!
Das kann man auch im Blick auf Gott beobachten. Viele gehen fest davon aus: Gott? Gibt es nicht! An den glaubt doch eh keiner. Und wenn, dann nur solche Menschen, die im Leben zu kurz gekommen sind. Wirklich?
Wer nicht fragt, bleibt dumm. Merkwürdig. Warum fragen wir nicht einfach?
Vielleicht haben Sie auch schon gefragt: „Soll das Gott sein, wie er mir in meinem Leben mit all den Sorgen begegnet?“ und haben das Fragen aufgegeben. Oder Sie haben mal gehört, er sei die Liebe, das Glück und das Gute. Und dann macht man die Erfahrung von Leid und Verzweiflung, Unglück und Trauer. Das macht stumm.
Andere haben sich längst verabschiedet: „Ich habe so viele schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht. Und die Ungerechtigkeit auf der Welt hat noch kein Gott gelöst! Ich sehe und höre ihn nicht.“ Es hat ihnen die Sprache verschlagen. Wer nicht fragt, bleibt einsam.
Oder man fragt erst recht – wie Psalm 13: „Wie lange noch, Herr, vergisst du mich gänzlich? Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir? Wie lange noch muss ich Schmerzen und Kummer ertragen in meiner Seele Tag für Tag? Wie lange noch dürfen die Leute über mich lachen?“
Das sind kritische Anfragen und handfeste Vorwürfe. Aber Gott erträgt sie und handelt! Wer fragt, kriegt eine Antwort und erfährt Veränderung, macht neue Erfahrungen: „Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.“ Das Blatt kann sich wenden.
Die Bibel berichtet von Menschen, die Probleme mit Gott hatten. Und die damals schon taten, was die Sesamstraße empfiehlt: Fragen! Wer es als Selbstverständlichkeit hinnimmt: „Da kriegst du sowieso keine Antwort!“ wird leer ausgehen. Wer fragt, bleibt im Gespräch. Und aus dem Gespräch kann Vertrauen wachsen; Vertrauen als Grundlage, damit Leben gelingt. Es öffnet Herz und Seele: „Ich traue auf dich, weil du gerne hilfst.“ Der Knoten platzt, auch wenn Sorgen bleiben und Fragen nicht sofort geklärt sind. Aber die Sorge in meiner Seele weicht und macht dem Vertrauen Platz. Ich kann wieder aufatmen und gehe gestärkt mein Leben an. Diakon Manfred Zoll. Weissach im Tal.

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