Erstellt am: 24.07.2012 08:30
Von: Dekan i.R. Dieter Eisenhardt, Backnang


Rückblick und Ausblick vom Turm

In diesen Tagen feiert die Matthäuskirche in Backnang ihren 50. Geburtstag.


In diesen Tagen feiert die Matthäuskirche in Backnang ihren 50. Geburtstag. Hier war ich von 1978 bis 1986 Pfarrer . Ich erinnere mich:
Von der Plattform des Matthäusturmes hat man einen weiten Blick. Unmittelbar unter mir liegt das Geviert des Gemeindezentrums. Bruchstücke eines Gesprächs, ein fröhliches Lachen, ein paar Takte einer Bachkantate dringen an mein Ohr. Ich denke an Begegnungen mit Mitarbeiterinnen und Beobachtern, an regelmäßige Veranstaltungen und gelegentliche Experimente. Über Allem steht das hohe Dach der Matthäuskirche. Das Evangelium, die Frohbotschaft von Jesus Christus, will die Mitte unserer Gottesdienste und unseres Alltags sein. Wird Kirche unter uns als Quelle befreiender Wahrheit und Raum bergenden Lebens erfahren? Wenn ich die vielen neuen Häuser sehe, die inzwischen in unmittelbarer Nachbarschaft neben dem Gemeindezentrum gewachsen sind – manche haben die Kirche an Höhe und Umfang weit übertroffen – dann wird diese Frage zur dringlichen Aufgabe vor der eigenen Tür.
Hinter unserem Schulquartier mit seinen Klassenzimmern und Sportstätten ragt der Turm der katholischen Christkönigskirche auf. Dass wir im Herrn der Kirche mehr eins sind, als wir wissen, erfahren wir, wo wir am Sonntag und am Werktag miteinander leben lernen. Unvergessen ist mir das Wort meines katholischen Nachbarpfarrers: „Inzwischen kennen wir einander so gut, dass wir auch über das reden können, was uns belastet. Ob uns das in unserem Miteinander nicht überhaupt gut täte?
Mein Blick geht über die Murr hinüber zur Stiftskirche, der alten Mitte unserer Stadt. Gewiss, wie Eltern und Kinder ihre Schwierigkeiten haben, wenn die Jungen flügge werden, so gab es in den Anfängen der Matthäuskirche hin und wieder Konflikte, die mit Loslösen und Loslassen zu tun haben. Wir haben aber auch erfahren, dass alle davon leben, wenn wir über der eigenen Gemeinde im Blick haben, dass die Kirche Jesu Christi nur in EINEM Leib glaubwürdig sein kann.
Unter mir in der Glockenstube regt es sich. Die Dominika beginnt den Sonntag einzuläuten. Auf ihrem Mantel steht das Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium. Es ist eine Zusage für alle, die im Vertrauen auf den Auferstanden den Aufbruch in Kirche und Welt wagen:
„Siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“.


Dieter Eisenhardt Dekan i.R.


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