Erstellt am: 19.05.2012 10:00
Von: Jörg Hapke, Pfr. z.A. in Waldrems-Maubach-Heiningen


Nicht der gemütlichste Ort

Gott wohnt mitten unter uns Menschen.


Wohnst du noch – oder lebst du schon? Ein Werbespruch für ein Einrichtungshaus. Man könnte die Frage auch anders stellen: Haben Sie es sich auch gut eingerichtet? Haben Sie sich einen Lebensraum geschaffen, in dem Sie sich richtig wohl fühlen, Sie selbst sein können, Heimat empfinden? Diese Frage hat Menschen schon immer beschäftigt. Gartenfreunde bepflanzen ihren Balkon mit Geranien und machen es sich so gemütlich. Jugendliche hängen sich Poster ihrer Stars ins Zimmer und schaffen sich damit ein eigenes Reich. Menschen, die das Schicksal der Vertreibung erleben mussten, denken immer wieder an ihre Wurzeln zurück, die alte Heimat. Familien, die zugezogen sind, suchen sich neue Bekannte in der Nachbarschaft, in der Schule und in den Vereinen. Eine neue Heimat. Es ist einfach ein Unterschied, ob man sich wohl fühlt oder nicht, ob man sich zuhause fühlt, ob man lebt oder nur wohnt.
Ich stelle mir vor, ich könnte Gott einmal diese Frage stellen. Zugegeben, ein Gedankenspiel. Was würde er wohl antworten? Ist er wie wir auch damit beschäftigt, sich  einen netten Platz in der Welt zu suchen und es sich gemütlich einzurichten? „Nein!“ – würden wohl schon Kinder antworten. „Gott hält die ganze Welt in seiner Hand. Die ganze Welt ist sein Zuhause.“ „Nein!“ – so lese ich es auch aus der Bibel heraus, mit einer weiteren Begründung: Gott zieht es vor, mitten unter uns Menschen zu wohnen. Sicher nicht der gemütlichste und ruhigste Ort für einen Gott – inmitten der Menschen, mit all ihren Wünschen, Nöten und Konflikten. Doch genau das ist der Lieblingsort Gottes, weil er hier für seine Menschen da sein kann. Jesus war das in Person – Gott mitten unter uns. So glauben es die Christen. Doch ist das mit der so genannten Himmelfahrt Jesu, die wir am Donnerstag gefeiert haben, nicht zu einem Ende gekommen? Ein Blick hin zu den Anfängen des Christentums zeigt: Jesus lebt weiter. In den Herzen seiner Nachfolger hat er ein Zuhause gefunden. Durch ihre Worte und ihre helfenden Hände bleibt er in der Welt lebendig. Seit dieser Zeit ist es immer wieder die Erfahrung von Menschen, dass er Herzen berührt, die Lebensgeister weckt und Menschen dazu bringt, sich für andere einzusetzen. Gott wohnt unter uns und ist lebendig. Gerade dort, wo Menschen Heimat suchen und sich wünschen, ihr Leben zu entfalten. Dort wird Gott, so glaube ich, sich seine Heimat suchen und das Leben von Menschen bunt und lebendig machen.  

Jörg Hapke, Pfr. z.A. in Waldrems-Maubach-Heiningen


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