Erstellt am: 08.12.2023 19:35
Von: Christoph Feix Biblische Gemeinde e.V., Backnang


Desillusioniert...

...über den Grad der Judenverachtung in unserem Land.


Vor 4 Wochen wurde unser Gemeindegebäude in Backnang wiederholt mit Dreck beworfen und verschmutzt. Der Grund war, dass wir nach dem Massaker der Hamas am 07. Oktober eine Israel-Flagge aufgehängt haben. Für mich waren das unerwartete und bewegende Emotionen von Ärger, Unsicherheit, Ohnmacht und Desillusionierung.

Desillusioniert bin ich über den Grad von Juden-Verachtung und Antisemitismus in unserem Land. Immerhin sind wir Deutschen ja das Land des Holocausts. Wieviel gut gemeinte Reden haben wir schon gehört, oder gar selber gehalten, immer mit der Aussage: Nie wieder!

In diesen Tagen hat sich die Reichspogromnacht zum 85. Mal gejährt. Davor hatten die deutschen Juden damals Jahre der Ausgrenzung, Diffamierung und der zunehmenden Anfeindung erlebt. Aus meiner Sicht geschieht das jetzt wieder. Oder wie soll man es nennen, wenn jüdischen Mitbürgern heute reihenweise ein Judenstern auf die Hauswand gesprüht wird? Oder wenn Juden sich entscheiden, öffentlich keine Kippa und keinen Davidstern mehr zu tragen. Oder noch schlimmer; Wenn jüdische Deutsche Angst haben ihre Kinder in unserem Land in die Schule zu schicken. Jetzt sagen manche, das geht ja nicht gegen Juden, sondern gegen den Staat Israel im Krieg. Viele jüdische Mitbürger erleben das anders, sie werden angegriffen, weil sie Juden sind. Viele sind aber gar keine Israelis. In der Nazi-Zeit war es genauso. Und da gab es keinen Staat Israel. Das hat die deutschen Täter nicht gehindert. Sie brauchten keinen Grund, aber eine Begründung haben sie immer gefunden.

Als bibellesender Christ sehe ich die enge Verbindung zwischen Christentum und Judentum. Und ich glaube an den Erlöser Jesus Christus, der in seiner menschlichen Existenz ein Jude war. Ich finde, gerade die wir Deutsche und Christen sind, wir sollten an der Seite des jüdischen Volkes stehen. Nicht als Freunde, die alles besser wissen. Sondern als wirkliche Freunde, die in Trauer, Angst und Leid an der Seite aller Juden stehen. Das kann man tun indem man Flagge zeigt. Zum Beispiel mit dem Aufhängen der Israelfahne an öffentlichen Gebäuden, Firmen und unseren vielen Kirchen. Das hätten wir vor 85 Jahren von unseren Großvätern erwartet. Jetzt haben wir die Gelegenheit dazu.

Christoph Feix
Biblische Gemeinde e.V., Backnang


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